Das Büro bezieht seinen kompletten Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen. Dazu trägt auch die 5,6kWp PV-Anlage auf dem Dach des Gebäudes bei.
Neben der Stromversorgung wird auch die Gebäudeheizung elektrisch betrieben (Luft-Wärme-Pumpe). Einen Teil der überschüssigen Stromproduktion nimmt die Batterie des Elektrofahrzeugs auf. So werden die lokalen Netze entlastet.
Unser Energiebedarf (Heizung, Strom)
Jahr | Verbrauch (kWh) | Produktion (kWh) | Eigenverbrauch (%) |
---|---|---|---|
2016 (ab September) | 2.608 | 1.388 | 18,9 |
2017 | 6.535 | 6.510 | 25,9 |
2018 | 6.054 | 7.046 | 31,2 |
2019 (Elektrofahrzeug seit Juli) | 8.376 | 6.635 | 39,0 |
2020 | 11.773 | 6.928 | 50,0 |
Danke, Baden-Württemberg!
2019 wurde mit Hilfe von Mitteln des Landes Baden-Württemberg ein Elektrofahrzeug angeschafft. Das Land stellte einen Förderbeitrag von 3.000€ durch die Landesinitiative III "Marktwachstum Elektromobilität BW (BW-e-Gutschein)" zur Verfügung. Baden-Württemberg bietet diese Förderung zusätzlich zu dem vom Bund und PKW-Hersteller angebotenen Umweltbonus an.
So war es auch für ein vergleichsweise kleines Büro möglich, eine Investition in die Elektromobilität zu tätigen.
Lokale Umsetzung
Für alle Bereiche den Strom vom eigenen Dach nutzen - das war die Wunschvorstellung. Realisiert wurde die Ladestation am Büro von der Solarwerkstatt in Tettnang.
Mit der richtigen Auswahl von Komponenten und etwas Tüftelei ging dann alles ganz schnell. Nun speist die PV-Anlage die Batterie des Fahrzeugs, wenn überschüssiger Strom zur Verfügung steht. So werden nicht nur Betriebskosten reduziert, sondern die CO2-Einsparungen erreicht, die nur durch die Nutzung von Strom aus regenerativen Quellen möglich sind.
Sind Elektroautos wirklich nachhaltig?
Erst einmal nicht. Zur Herstellung der Fahrzeuge werden - wie für die meisten Konsumgüter - Rohstoffe benötigt. Es ist für den Endkunden kaum nachvollziehbar, wo diese herkommen und ob bei der Gewinnung umweltschonende Prozesse und Arbeitsschutzvorschriften (wie z.B. in Europa) eingehalten werden. Besonders die Gewinnung von Lithium, Mangan und anderer Schwermetalle für die Batterieherstellung steht hier in der Kritik.
Auch spielt es eine große Rolle, ob der Akku des Fahrzeugs mit Ökostrom oder konventionell erzeugtem Strom (z.B. aus dem deutschen Strommix mit derzeit 40% Anteil aus Braun- und Steinkohle) geladen wird. Das Fraunhofer Institut hat errechnet, dass Elektrofahrzeuge, die mit PV-Strom vom eigenen Dach und einem Ökostromtarif geladen werden, bis zu 75% weniger CO2-Emissionen verursachen als ein gleichwertiges Benzin- oder Dieselfahrzeug.
gewässerplan kombiniert die Nutzung des selbst erzeugten PV-Stroms und dem Bezug von Ökostrom mit einer intelligenten Ladesteuerung, die den PV-Strom bei der Ladung bevorzugt.
Für die nachhaltige Mobilität muss die gesamte Produktionskette betrachtet werden - von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling des Fahrzeugs. Deutschland hat hier exzellente Voraussetzungen, um eine nahezu vollständige Kreislaufwirtschaft zu gestalten. Im Erzgebirge plant die Deutsche Lithium GmbH 125.000 Tonnen des Rohstoffs untertage abzubauen. Im Vergleich zu übertage gewonnenem Lithium aus anderen Kontinenten wäre die Umweltbelastung minimal.
Gleichzeitig werden Verfahren entwickelt, um verbrauchte Lithium-Ionen Akkus nahezu vollständig zu recyceln und den Rohstoff zurückzugewinnen.
Die Entscheidung, heute ein Elektrofahrzeug anzuschaffen (trotz der Bedenken bei der Rohstoffproduktion), wurde bewusst getroffen:
- Je mehr Kunden sich heute für die E-Mobilität entscheiden, desto höher ist der Anreiz für die Industrie, nationale Rohstoffvorkommen zu erschließen
- Mit jedem weiteren E-Fahrzeug steigt die Rentabilität des wachsenden Ladestellennetzes
- Verbraucher und Politik müssen nun sicherstellen, dass die Nachhaltigkeit der (E-)Automobilindustrie und des Stromnetzes insgesamt steigt!
Und so wirkt die E-Mobil-Batterie als Speichermedium für die PV-Anlage...
An einem sonnigen Tag, an dem das Elektrofahrzeug nicht geladen wird, werden knapp 80% des erzeugten Stroms in das öffentliche Netz eingespeist (linke Grafik). Nur Büro, Haushaltsgeräte und die Aufheizung des Brauchwassers benötigen Strom.
Am Folgetag (rechte Grafik) ist das Elektroauto an die Ladestation angeschlossen und wird ab ca. 08:30h mit dem überschüssigen PV-Strom geladen. Bevor die Sonne nicht genügend Kraft hat, erfolgt auch keine Ladung aus dem öffentlichen Netz. Im Tagesverlauf werden ca. 82% des erzeugten Stroms in die Fahrzeugbatterie geladen. Ein wesentlich kleinerer Teil des selbst erzeugten Stroms wird in das öffentliche Netz eingespeist. Das geschieht, wenn die Ladekapazität des Elektrofahrzeugs (bei der einphasigen Wechselstromladung) durch die PV-Anlage überschritten wird.
PV-Stromproduktion ohne PKW-Ladung | PV-Stromproduktion mit PKW-Ladung |
![]() |
![]() |
Durch dieses "aktive Lademanagement" werden die öffentlichen Netze entlastet und der Strom kann bei Bedarf verbraucht werden.
Am 14.09.2019 wurden ca. 20 kWh Sonnenstrom geladen. Damit kann das Fahrzeug ca. 130 km zurücklegen. Insgesamt hat die Batterie eine Kapazität von 64 kWh. Damit wurden bereits mehrmals über 400 km mit einer Ladung zurückgelegt.
Ein Schritt zurück...
Nach langem Warten musste der Vertrag für ein Nachfolge-E-Auto für das Büro 2023 gekündigt werden. Lieferschwierigkeiten Herstellers und die daraus resultierenden hohen Kosten für Ersatzfahrzeuge waren der Grund dafür, dass im Frühjahr ein Fahrzeug mit konventionellem Verbrennungsmotor angeschafft wurde. ...leider und gegen alle Überzeugung.
Zudem kann am Standort Glatten mittelfristig keine Ladestation und PV-Lösung realisiert werden. Ohne diese Grundlagen ist die Anfahrt der Projekte bei dem derzeit hohen Fahrtaufwand nicht zu leisten.
Auch wenn durch einen neuen Gebäudeanschluss die Grundlagen für die zukünftige Nutzung eines E-Autos geschaffen werden soll (hier beträgt die Wartezeit bereits 6 Monate), fehlen dem ländlichen Standort die Voraussetzungen für motivierte E-Mobilisten.